Kommentar: Haste mal 'ne Mark?
■ Almosenverbot in der Hochbahn im Namen von Helgrit Fischer-Menzel
Kaum hat die Innenbehörde das sogenannte Bettlerpapier zurückgenommen, mit dem die sichtbare Armut aus der Innenstadt verdrängt werden sollte, da tritt die Hochbahn AG (HHA) in die Fußstapfen der Politik. „Haste mal –ne Mark“ und „In Hamburg muß niemand betteln“ steht auf den neuen Plakaten in den U-Bahnhöfen und Zügen.
Besonders pikant: Ausgerechnet die Behörde der Sozialsenatorin Helgrit Fischer-Menzel (SPD), die den geplanten Bettel-Erlaß im Oktober 1996 vehement bekämpft hatte, marschiert jetzt als Co-Autorin im Gleichschritt mit der Hochbahn.
Wie zufällig sind die roten Plakate in den Fahrplanschaukästen in Altona eher klein, in Volksdorf dafür viermal so groß gehalten. Ein lupenreines Alibi für die Betuchten, keinen Obulus entrichten zu müssen. Sollen die Bettelnden doch am Hungertuch nagen.
Dessenungeachtet reichen die staatlichen Almosen für ein Leben auf der Straße nicht aus. Wo sollen Wohnungslose kochen? Warme Mahlzeiten sind selbst im Imbiß teurer als am eigenen Herd. Obdachlose brauchen mehr Geld für Fahrscheine und Schließfächer als wohnende Sozialhilfeempfänger. Die werden zudem mit 531 Mark Sozialhilfe monatlich alles andere als fürstlich bedient.
In Kürze wird sich hoffentlich zeigen, daß sich die von entwürdigender Armut gebeutelten Habenichtse nicht aufgrund einer Plakataktion in Luft auflösen können. Der fragwürdige Schuß der Hochbahn AG wird ebenso nach hinten losgehen wie Voscheraus gescheiterter Bettlererlaß. Lisa Schönemann
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