Kommentar: Unnötige Tode
■ Eine andere Drogenpolitik muß her
Welche eine grausame Ironie: Da sind Drogensüchtige ständig auf der Suche nach guten Stoff. Und wenn das Heroin zu gut ist, dann sterben sie wie die Fliegen. Fünf Menschen sind am Wochenende in Bremen an reinem Stoff verreckt. Das zeigt mal wieder, wie schmal der Grad zwischen Leben und Tod ist, auf dem sich Junkies bewegen. Man hatte es fast vergessen, schließlich ist die Zahl der Drogentoten in den letzten Jahren eher rückläufig.
Die fünf Bremer Junkies könnten noch leben – wenn endlich Heroin kontrolliert an Süchtige abgegeben würde, wie es schon jahrelang gefordert und ebenso jahrelang von konservativen Sittenwächtern verhindert wird. So kann noch immer jeder Dealer-Dilettant, jeder ahnungslose Hobby-Drogenhändler, der den Stoff nicht so behandelt, wie es die Süchtigen gewohnt sind, zum Todesengel werden. Diese Gefahr wird umso größer, desto mehr die Szene durch Druck der Polizei in Bewegung gehalten wird. Dann kaufen die Leute von Dealern, die sie nicht kennen,einen Stoff, der sie umbringt. Insofern trägt die Bremer Drogenpolitik eine Mitverantwortung an der Todeswelle. Vielleicht rüttelt ja der Tod von fünf Menschen die Verantwortlichen auf und bewegt sie zu einem Kurswechsel. Wahrscheinlich ist das nicht: Schließlich sind ja nur ein paar Junkies gestorben. Damit ist man der Problemlösung, wie sie viele sich wünschen, wieder näher gekommen. Joachim Fahrun
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