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KommentarVermeidbare Aufregung

■ Über Verantwortung und Hysterie

Fünf junge Männer sind am vergangenen Wochenende in Bremen gestorben. Nach den ersten Analysen lag der Schluß nahe: Die fünf seien an 60prozentigem Heroin gestorben, hieß es – und was dann folgte, das war absehbar. Lautsprecherwagen der Polizei rollten durchs Ostertor. Die Bremer Toten wurden quer durch die deutsche Medienlandschaft gezerrt, scharenweise fielen ReporterInnen ins Viertel ein und baggerten am Sielwall-Gifteck in der Szene nach Angst- und Betroffenheitsberichten. Die Gesundheitssenatorin bot an, den Stoff kostenlos analysieren zu lassen. Und nun, fast eine Woche später, stellt sich heraus, daß die Todes-Serie purer Zufall war. Und nun stehen alle irgendwie dumm da. Medien, Senatorin, Polizei vorneweg. Wie die Opfer einer hausgemachten Hysterie.

Doch ehe alle in Bausch und Bogen verdammt werden: Man muß die Polizei für ihre schnelle Reaktion loben. Es hätte durchaus sein können, daß noch mehr gefährlicher Stoff in Umlauf ist. So gesehen waren alle Warnungen, alle Reaktionen – auch die der Medien – vollkommen richtig. Wer sich jetzt lustig macht, kann das nur mit der billigen Schlauheit desjenigen, der das Ende der Geschichte schon kennt. So weit zur Verantwortung. Die Hysterie einer ganzen Woche aber hätte vermieden werden können. Und da muß die Polizei doch noch getadelt werden. Daß die Obduktion fast eine Woche gedauert hat, das ist schlicht schlampig. Jochen Grabler

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