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■ KommentarAusgebremst

Egal, welche Strecke der Transrapid einmal entlangdonnern wird, er fährt die öffentlichen Kassen in die roten Zahlen. Die 5,6 Milliarden Mark, die der Bund in das High-Tech-Spielzeug investieren will, bilden nur mehr Ziffern auf ungedeckten Schecks, weil das vermeintliche Zukunftsprojekt ohne Perspektive dasteht. Weder hat Verkehrsminister Wissmann rentable Aufträge – etwa eine Magnetschnellbahn quer durch die Wüste Saudi-Arabiens – im Sack. Noch ist klar, ob sich genug Passagiere in Richtung Hamburg finden. An satte Gewinne, die sich die Betreiber auf dem Papier ausrechneten, haben sowieso nur Illusionisten geglaubt.

Daß Bausenator Klemann auf die „billigere“ und schnellere Südvariante setzt, um die Magnetbahn vor dem Aus zu retten und die Investoren bei der Stange zu halten, kommt im Endeffekt wieder teurer. Denn wer die Ökologie zugunsten der Raserei leichtfertig in den Wind schreibt, zahlt am Ende doppelt für die Folgekosten. Da ist es richtig, daß sich die gemeinsame Landesplanungsgruppe Berlin/Brandenburg für die längere Nordstrecke entschieden hat. Diese ist umweltverträglicher. Und Brandenburgs cleverer Umweltminister Matthias Platzeck, ein nimmermüder Ausbremser des Unternehmens, denkt schon weiter: Was ökologisch ist und mehr Zeit braucht, schreckt den Bund und die Investoren. Der Transrapid schafft damit für Wissmann sowie die Magnetbahngesellschaft ein neues Problem. Setzen beide auf die Südschiene und ignorieren das Raumordnungsverfahren – das die Nordtrasse präferiert –, verlieren sie an demokratischer Glaubwürdigkeit und schreiben den Sachverstand in den Wind. Orientieren sie sich an der Nordroute, deren Betrieb unwirtschaftlicher scheint, riskieren sie den Rückzug der Investoren – und machen den Transrapid unrealistischer. Rolf Lautenschläger

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