Kommentar: Guter Rat ist rar
■ Die Expertenkommission zur Unireform ist auf dem Ausbildungsauge blind
Hamburgs Uni ist eine der schlechtesten Deutschlands. Sie hat ein chaotisches Forschungsprofil, bildet miserabel aus und wird zu allem Überfluß auch noch vom Senat kaputtgespart. Es ehrt Unichef Jürgen Lüthje und seine zwölf Reformapostel, daß sie diese Wahrheiten – freilich etwas schonender formuliert – öffentlichkeitswirksam zu Papier gebracht haben.
Klug von ihnen, daß sie sich außerdem Anregungen von außen holten, statt in bewährter Bürokratenmanier exekutive Schnellschußkonzepte am eigenen Schreibtisch zu entwickeln. Die zwölf externen Gutachter leisteten denn auch recht solide Arbeit:
Wer sich in die 220 Seiten der „Feststellungen, Analysen und Empfehlungen“ vertieft, wird ein kritisches und realitätsnahes Profil des Forschungschaos an der Hamburger Uni vorfinden. Weniger realitätsnah ist es um die Analyse der Studienqualität bestellt. Kein Wunder: Statt Bildungsexperten, Studenten und Hochschulabsolventen in die Beratung einzubinden, blieben Lüthjes zwölf Geschworene monatelang im eigenen Elfenbeinturm. Eine längst überfällige, grundlegende Unireform klagen sie nicht ein. Dabei könnten neue Lehrinhalte und -formen sowie eine echte Beteiligung aller Lernenden und Lehrenden in Hamburg zu einem Qualitätssprung in Sachen Ausbildung führen.
Doch auf solche Anregungen verzichteten die Apostel. Was sie präsentierten, mag nützlich sein für die Analyse, aber gefährlich als Handlungsempfehlung. Lüthje und seine Uni brauchen noch ganz anderen Rat.
Florian Marten
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