■ Kommentar: Stadt ist laut und leise
Zu Volker Hassemers Zeiten wurde das Stadtforum als „Quatschbude“ gescholten, weil außer viel heißer Luft und ein paar lustigen Ideen zur Stadtplanung wenig Greifbares herauskam. Peter Strieder, Hassemers Nachfolger auf den Stuhl des obersten Stadtentwicklers, will das ganz anders machen: öffentlicher und fachspezifischer – aber wohl nicht weniger lustig. Denn was auf der ersten Runde des sogenannten Stadtdialogs zum Thema Masterplan herauskam, stellt die Quatschbude mit Längen in den Schatten. „Stadt ist laut und leise, Stadt ist eng und weit, Berlin ist viele Orte“, langte Hannovers Exbaustadtrat Hans Adrian Wort-zum-Sonntag-mäßig zu. Und auch Klaus Töpfers Einlassungen zur Nachhaltigkeit und zum Palast der Republik – „Nachdenken ist gefordert“ – bildeten Highlights auf der nach unten offenen Richterskala zur Stadtentwicklung.
Dumm genug, daß die vielen Besucher, die gekommen waren, um zu debattieren, regelrecht verarscht nach Hause gingen. Denn statt Stadtdialog war Frontalgesülze mit Fragestunde angesagt. Schlimmer aber ist, daß Strieder die „öffentliche“ Masterplandebatte wohl nur als fernsehreifes Talk-Theater begreift, das nach dem roten Knopf der Fernbedienung schreit. Dialog will organisiert und hergestellt sein. Themen leben vom qualitätsvollen Diskurs. Und jedes Stadtgespräch – besonders das über den Masterplan – braucht ein Ziel, sonst bleibt nur die Quatschbude. Wenn Strieder die will, nimmt er die Diskussion über den Masterplan nicht ernst. Rolf Lautenschläger
Siehe Bericht Seite 22
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