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■ KommentarFehlende Weitsicht

Geld regiert die Welt. Nach diesem Motto handelt der Innensenator, der sich für den Nabel derselben hält und von Ländern spricht, die er nur aus Berichten kennt. Mit Charterflügen will Schönbohm rückkehrunwilligen Bürgerkriegsflüchtlingen unmißverständlich klarmachen, wie ernst die Lage ist – in Berlin. Der Krieg ist aus, da könne keiner mehr verlangen, jährlich eine halbe Milliarde Mark für die Flüchtlinge auszugeben. Dabei müßte der General a.D. am besten wissen, wie ernst die Lage ist – in Bosnien-Herzegowina. Ein Krieg hinterläßt nun mal zerstörte Häuser und eine kaputte Wirtschaft.

Nach Angaben des stellvertretenden Bürgermeisters von Tuzla mußten bereits 500 freiwillige Rückkehrer aus Deutschland abgewiesen werden. Kämen noch mehr, gebe es ein „Chaos“. Schönbohm selbst hat gesagt, daß sich der Rückkehrwille vieler Flüchtlinge in Grenzen halte, „weil sie nicht immer mit offenen Armen aufgenommen werden“. An Vorstellungskraft scheint es dem Innensenator also nicht zu mangeln. Wohl aber an Weitsicht. Sicher sind eine halbe Milliarde Mark viel Geld. Doch die leeren Haushaltskassen können nicht um den Preis gefüllt werden, daß Berlin die Mitverantwortung daran trägt, daß in Bosnien-Herzegowina wieder Menschenrechte aufs Spiel gesetzt werden. Barbara Bollwahn

Siehe Bericht S. 23

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