■ Kommentar: Bumerang
Kurzsichtigkeit scheint bei Verkehrsplanern inzwischen eine ansteckende Berufskrankheit zu sein: Die Entscheidung der Verkehrsverwaltung, keine eigenen Plaketten für das Fahrverbot nach Innenstadtkonzept zu drucken, ist ein Bumerang und wird ihr eine Menge Ärger einbringen. Einmal mit den Spediteuren, die im Vertrauen auf die Regelung in saubere und teure Lkws investiert haben und jetzt zusehen müssen, wie die Konkurrenz mit ihren Dreckschleudern einen Wettbewerbsvorteil einfährt. Vor allem aber muß sich die Verkehrsverwaltung warm anziehen, wenn die Ergebnisse der Luftmessungen aus der Innenstadt vorliegen.
Denn dann wird sich der Verkehrssenator vor Klagen von Anwohnern nicht retten können, die sich auf die geringeren Grenzwerte des kürzlich verschärften Bundes-Immissionsschutz-Gesetzes berufen. Besonders die Werte für den krebserregenden Ruß aus Lkw-Motoren werden an den meisten großen Straßen weit überschritten. Wenn die Anwohner klagen, werden die Planer nicht darlegen können, wie sie ohne eigene Plaketten die Fahrverbote für Lkws kontrollieren wollen. Die Verzögerungstaktik, auf eine bundeseinheitliche Regelung zu verweisen, werden Gerichte kaum mitmachen. Zu erwarten ist deshalb die gerichtlich angeordnete Sperrung einzelner Straßen mit Verdrängung des Verkehrs in die Nebenstraßen. Gerade das aber sollte das Innenstadtkonzept verhindern. Bernhard Pötter
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