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KommentarFossile Freiheiten

■ Warum die A 26 verkehrs-, finanz- und umweltpolitisch ein Aberwitz ist

Fast wähnte man sie schon als bedrohte Artgenossen einer aussterbenden politischen Kultur, doch weit gefehlt: Es gibt sie noch, die sozialdemokratischen Fossile, die das vermeintliche Menschenrecht auf automobile Freiheit über ökologische Haarspaltereien stellen. Ganz oben auf dieser Roten Liste firmiert Gerhard Schröder. Er sei ein „Automann“, bekannte sich der niedersächsische Ministerpräsident vor Jahren im Wolfsburger VW-Werk zu seiner verkehrspolitischen Sucht, und jeder wußte: Er meint es ernst.

Wie ernst, ist seit gestern gewiß. Der Landesfürst will sich eine seiner bevorzugten Art der Fortbewegung angemessene neue Kriechspur namens A 26 schaffen, und selbstredend hat diese in landschaftlich reizvoller Umgebung zu liegen. Wer glaubte, der verkehrs-, finanz- und umweltpolitische Aberwitz quer durch Obstplantagen, Naturschutz- und Wohngebiete müsse in Zeiten moderner Massentransportmittel wie Katamaran-Elb-Fähre, S- und City-Bahn längst begraben sein, hat sich geirrt: Zäh ist der Überlebenswille steinzeitlicher Verkehrspolitiker.

Schließlich haben sie seit Jahrzehnten geplant und vermessen und Millionen für Gutachten und Gegengutachten ausgegeben. Das soll umsonst nicht gewesen sein, und wer A sagt, muß auch 26 sagen, findet auch Hamburgs Verkehrssenator Eugen Wagner.

Er jedenfalls wird die Autobahn nicht an seiner Landesgrenze scheitern lassen. Das hat Beton-Eugen übrigens noch bei keiner Straße getan. Auch auf dieses Fossil ist eben Verlaß.

Heike Haarhoff

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