■ Kommentar: Halber Schritt
Gerne hätte Bausenator Klemann gestern mitgeteilt, daß es vorangehe am Alexanderplatz. Immerhin liegt nun ein Bebauungsplanentwurf vor, und schon im nächsten Jahr soll die Planung im Abgeordnetenhaus endgültig verabschiedet werden. Doch geht es wirklich voran mit der Kollhoffschen Hochhausplanung zwischen Mollstraße und Stadtbahnbogen?
Im Gegenteil: Der Verzicht der Senatsbauverwaltung, eine Mindesthöhe für die Bebauung zu formulieren, ist ein untrügliches Zeichen dafür, daß die Realisierung der zehn 150 Meter hohen Türme wirtschaftlich unmöglich geworden ist. Nicht die Planungsbehörden diktieren in Zeiten der Flaute die städtebaulichen Bedingungen, sondern die Investoren mit ihrer Drohung, lieber gar nicht zu bauen als zu hoch und damit unrentabel.
Die Bauvolumina am Alexanderplatz im unbestimmten zu lassen, ist aber nur eine halbherzige Reaktion auf den Büroleerstand und die Stimmen derer, die die Kollhoff-Planung von Anfang an als größenwahnsinnig kritisiert haben. Konsequenter wäre es gewesen, die gesamte Planung auf Eis zu legen und auf die veränderten Bedingungen mit einem neuen städtebaulichen Wettbewerb zu reagieren.
Daß es dazu nicht kam, liegt aber nicht nur am beharrlichen Festhalten des Bausenators an der Simulation eines Minimanhattan. Ausschlaggebend dürfte vielmehr der Wunsch der Interhotel-Gruppe nach Planungssicherheit gewesen sein. Anders als die anderen Investoren will die Gruppe rund um das Forum-Hotel nämlich wirklich bauen. Und welcher Senator ließe sich schon gerne von den eigenen Parteifreunden als Investitionsverhinderer beschimpfen. Uwe Rada
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