Kommentar: Trau, bau, wem
■ Ob private oder öffentliche Bauherren: Beide fördern das Sozialdumping
Hamburgs Bauwirtschaft weiß, warum es ihr so schlecht geht. Schuld sind auswärtige Billigstanbieter, osteuropäische Dumping-Bauarbeiter und die öffentlichen Ausschreibungen der Stadt Hamburg. Die sollte, ginge es nach Hamburgs Unternehmern, gefälligst aufs bodenständige Handwerk der Hansestadt setzen. Ihnen womöglich einen Bonus, wenn nicht gar Wettbewerbsvorteile einräumen. Und den Ausländern einen Riegel vorschieben.
Die chauvinistischen Züge dabei können sie nicht verhehlen, die Chefs der Baubranche. Sie vergessen bei ihrem Lamento jedoch, daß nicht nur die Stadt zu ihren Auftraggebern zählt. Banken und große Verlagshäuser sind nicht minder knauserige Bauherren in Hamburg.
Und beide gemeinsam – Privatwirtschaft wie auch öffentliche Hand – sind die eigentlichen Verursacher der Baumisere. Sie veranschlagen Kosten viel zu niedrig. Sie kalkulieren Aufträge so, daß kaum noch ein Unternehmer Tariflöhne zahlen kann. Ob öffentliche oder private Auftraggeber, das macht keinen Unterschied: Beiden geht es um möglichst geringe Ausgaben beim Bauen.
Angesichts dessen wollen auch die Hamburger Baufirmen auf ihre Kosten kommen. Auch sie scheuen nicht davor zurück, ein billiges Subunternehmen aus Tschechien oder Polen für sich arbeiten zu lassen. Auch sie beschäftigen lieber zu Mindest- oder Billiglöhnen. Worauf das hinausläuft, sollte den Regierenden der Hansestadt klar sein: Das Sozialdumping im Baugewerbe ist programmiert – nicht zuletzt mit ihrer Unterstützung.
Karin Flothmann
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