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■ Zwangs-Kammern müssen weg

Abhängig beschäftigte Menschen in Berlin, Hessen oder Niedersachsen sind arm dran. Denn es fehlen ihnen jene starken Organisationen, die sie in Bremen in ihre starken Arme schließen, ob sie wollen oder nicht: Die beiden Arbeitnehmerkammern. Schon die Existenz dieser Institutionen, über Zwangsbeiträge finanziert, erweckt andernorts ungläubiges Kopfschütteln. Und daß Paul vom Bau auch noch in einer anderen Kammer – nämlich der für Arbeiter – organisiert sein muß als Pauline – die Angestellte – aus dem Büro, da wird es dann wirklich skurril. Während überall sonst die Trennung zwischen Blaumännern und Weißer-Kragen-Malochern aufgehoben wird, hält sich in Bremen der Standesdünkel.

Im Moment steht die Angestelltenkammer im Kreuzfeuer. Zu Recht. Eine Institution mit 100 Angestellten muß zeigen, daß sie nicht bloß Verteilungsstelle für Pfründe der verschiedenen Gewerkschaften ist. Reform, Zusammenlegung der Kammern, rufen viele.

Nein: Es muß eine Begründung her, warum die Institution Kammer mit Zwangsmitgliedschaft überhaupt notwendig ist. Das gilt auch für den Gegenpart im Arbeitgeberlager, die Handelskammer. Allerdings dürften die Herren des Schütting in dieser Diskussion auf den stärkeren Bastionen kämpfen, denn ihr Nutzen für die Betriebe ist bei aller Kritik immer noch leichter zu erklären als der Sinn einer Zwangs-Kammer für ArbeitnehmerInnen. Joachim Fahrun

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