■ Kommentar: CSD-Schlammschlacht
Was für eine Schlammschlacht! Auf der einen Seite Saubermann Schönbohms Hauptstadttruppen, auf der andern die netten Jungs und Mädels vom „Herz mit Hirn“-Block, die selbst am CSD nicht nur schwul oder lesbisch, sondern auch ein bißchen autonom sind. Oder doch nicht? Hieß das Stück eher: Schmeißt den Schlips-und-Kragen-Schwulen endlich Schlamm aufs weiße Hemd, damit sie schon vom Pförtner des Standesamts abgewiesen werden und auch mal wieder an was anderes denken als nur ans Heiraten-Wollen. Nach dem Motto: Die Homo-Chaoten verdrecken den Homo-Normalos ihre schöne Parade.
Wie auch immer – der Schlamm- und Polizeieinsatz auf dem CSD war auch ein kleines Lehrstück in Sachen politischer Hauptstadtkultur. Während an der Spitze des Demozugs die Politiker eine zu hätschelnde Adressatenschaft bildeten, an die man gerne noch die ein oder andere Forderung stellen würde, kehrte man hinten den Spieß um und machte Ernst mit der Forderung von Dieter Kunzelmann: „Unsere Stadt muß dreckiger werden“. Daß sich davon nicht nur die Polizei-, sondern auch die CSD-Leitung provoziert fühlte, ist ein durchschlagender Erfolg in Sachen Entlarvung der „Aktion sauberes Berlin“. Erst recht, wenn das schwullesbische Völkchen der Demoleitung die Gefolgschaft verwehrt und den „Herz mit Hirn“-Block in bester Bürgerrechtsmanier vor den Übergriffen der Polizei schützt.
Oder war es doch anders? Egal – heißt nicht Hauptstadtkultur, manchmal einfach nur darauf hinzuweisen: Berlin ist nicht Bonn. Oder so ähnlich. Uwe Rada
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