Kommentar: Dank an die Laurent
■ Staatliche Gewalt kann jede treffen
Wir BremerInnen haben dem Fall Martine Laurent eine tiefe Einsicht zu verdanken: Unser Mißtrauen gegen das staatliche Gewaltmonopol ist nicht eine Minute verschwendet. Ein Augenblick der Schläfrigkeit, das harmlose Nickerchen auf einer Parkbank etwa, kann jederzeit zurückschlagen. Die Französin Martine Laurent, die sechs Wochen unschuldig im Bremer Abschiebeknast saß, sind wir quasi selbst. Sie ist – und das ist zynisch – eben kein afrikanischer Wirtschaftsflüchtling, über dessen ungerechte Behandlung wir immer mal wieder lesen, mit dem wir aber nichts zu tun haben. Sie, eine ehemalige Leistungssportlerin eines renommierten Pariser Schwimmclubs, ist einfach mal durchgeknallt. Eine Psychose kann auch Sie, liebe LeserIn, treffen. Gebe Gott, daß Sie dann nicht auf einer Bremer Parkbank sitzen, sonst landen Sie noch im Knast.
Falls das passiert, bleibt nur eine Hoffnung – darauf, daß zufällig eine ehrenamtliche Flüchtlingshelferin der Asylgruppe Ostertor vorbeikommt. Denn die Hilflosigkeit und die Verzweiflung von Menschen, die alleine in die Fänge der Abschiebebürokratie geraten, ist groß. Das zeigt der Fall Laurent, der nur in seiner europäischen Version eine Ausnahme ist. So gesehen haben die außereuropäischen Häftlinge Grund zum Dank an Martine Laurent: Dafür, daß sie die Augen der BremerInnen öffnet – für die sinnlosen Ungeheuerlichkeiten, die im Abschiebeknast Alltag sind. Eva Rhode
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