Kommentar: Gehopft wie gemalzt
■ Die Staatsbrauerei kann teuer werden, aber Alternativen waren nicht in Sicht
Die Manager des Dortmunder Brau-und-Brunnen-Konzerns können zufrieden die Hände über ihren Bierbäuchen falten. Was sie wollten und bekommen haben, läßt sich in einem Wort zusammenfassen: Jever. Die weitaus weniger rentablen Marken Astra und Ratsherrn sind sie nun an den Senat losgeworden.
Obwohl sie bessere Angebote als das der Stadt ausgeschlagen haben sollen, dürfte sich der Deal rechnen. Denn ein Sozialplan für 500 BavarianerInnen hätte viel Geld gekostet. Das Grundstück zu Gold zu machen, wäre hingegen am Widerstand der Politik gescheitert.
Aus Angst vor noch mehr Arbeitslosen und gegen den Senat gerichtete Kiez-Wut so kurz vor den Wahlen ist Hamburg nun im Besitz einer Staatsbrauerei. Nur übergangsweise, beeilen sich Voscherau und seine Mannen zu betonen. Doch wer soll die beiden Biermarken kaufen? Wer soll zahlen, wenn das lokalpatriotische Solidartrinken mit Astra und Ratsherrn verebbt und Verluste auszugleichen sind?
Auch die Holsten-Brauerei war lediglich auf Jever scharf. Andere Interessenten, die es nicht auf das Grundstück in Sahnelage abgesehen haben, sind schwer vorstellbar. Ob die „Focussierung“auf die Regionalbiere tatsächlich die Kassen klingeln läßt, ist fraglich.
Dennoch hatte der Senat im Angesicht der drohenden Liquidierung keine Alternative. 350 subventionierte Brauer sind besser als 350 ABM-Stellen. Noch mehr Arbeitslose und die psychologische Wirkung, die von schließenden Betrieben ausgeht – nicht nur bei der Wirtschaft –, kommen die Stadt noch teurer zu stehen. Silke Mertins
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