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■ KommentarDreister Bürokratenmuff

Nicht einmal seine Gegner sprechen Innensenator Jörg Schönbohm ab, daß er mit Geschick seine Ziele verfolgt. Bei der Bezirksreform scheint ihm die Sensibilität allerdings abhanden gekommen zu sein. Die Antwort der Innenverwaltung auf die Forderungen der Bezirke nach mehr Eigenständigkeit atmet die ganze Arroganz einer obrigkeitsfixierten Verwaltung. Neues Denken, das anerkennt, daß Effektivität auch mit Dezentralität und Selbständigkeit zu tun hat, findet sich in Schönbohms Amtsstuben offensichtlich nicht. Mehr noch, in der strikten Ablehnung einer Direktwahl der Bürgermeister schwingt auch der Egoismus mit, keinen anderen neben sich dulden zu wollen. Anders ist der Satz kaum zu verstehen, mit der Direktwahl der Bürgermeister käme „ein starkes persönliches Element in das Blickfeld der Wahlberechtigten, das einen Gegensatz zu den verfassungsmäßigen Verantwortlichkeiten für die Gesamtstadt durch das Abgeordnetenhaus und den Senat bilden würde“.

Bisher hat niemand gefordert, aus den Bezirken rechtlich selbständige Kommunen zu machen. Aber immerhin werden die Bezirke nach der anstehenden Gebietsreform vitale Großstädte mit jeweils mehr als dreihunderttausend Einwohnern sein. Diese Gebilde weiterhin ausschließlich an der langen Leine der Hauptverwaltungen führen zu wollen spricht jeder modernen Verwaltungsauffassung hohn. Im Gegenteil monieren Verwaltungskritiker, daß viel zu viele Vorgänge in den Senatsverwaltungen konzentriert sind, die besser in den Bezirken dezentral zu erledigen wären. Ebenso dreist wie unklug ist der Hinweis, über weitere Aufgaben für die Bezirke könne man reden, wenn die Zusammenlegung der Bezirke beschlossene Sache sei. Auch Schönbohm weiß, daß die Gebietsreform ein wackliges Projekt ist. Solch herrschaftliche Attitüde inspiriert die Bezirksvertreter jedenfalls kaum zu freudiger Zustimmung. Gerd Nowakowski

Bericht Seite 22

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