Kommentar: Klappe halten
■ Konzepte statt billigem Populismus
Sie reißen das Maul auf, klopfen markige Sprüche und markieren den harten Macker – die ausländischen Jugendlichen in Kattenturm. Das ist die Realität in diesem und anderen Bremer Stadtteilen. Aber was fällt einem dazu ein, wenn Bremer Politiker jetzt genauso das Maul aufreißen, markige Sprüche klopfen und den harten Macker mimen – wie gerade vor zwei Tagen SPD-Fraktionschef Christian Weber, der ausländische kriminelle Kids zur Zwangsarbeit verdammen will?
Dann fällt auf, daß Christian Weber, aber auch Innensenator Ralf Borttscheller (CDU) als Deutsche in Deutschland leben. Daß sie Arbeit haben. Daß sie keine Sozialhilfe beziehen. Daß sie eine Ausbildung machen konnten. Und daß sie eine Arbeit machen, die augenscheinlich auf billigen Populismus setzt.
Sonst würden sie merken, daß bei der Bremer Polizei immer noch kein einziger ausländischer Polizibeamter arbeitet und daß härteres Durchgreifen bei den Jugendlichen noch mehr Gewalt produziert. Mehr Lehrstellen, mehr Freizeitangebote und ein Asylrecht, das aus ausländischen Kids keine Hyänen, sondern normale Menschen macht – das ist es, was wir jetzt brauchen. Dann braucht hier keiner mehr nur auf sein Diebesgut stolz zu sein und dann muß hier keiner mehr das Maul aufreißen. Aber dafür müssen Weber und Konsorten ihre populistische Klappe halten – und etwas tun. Katja Ubben
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