■ Kommentar: Beton für die Seelen
Kirchenmenschen sind fürs Metaphysische zuständig. Sie wollen mit den Menschen ins Gespräch kommen darüber, wie Glaube dem täglichen Dasein ein wenig Sinnhaftigkeit verleiht, wie Nächstenliebe auch heute noch Richtschnur sein kann in einer verteufelt komplizierten Welt. Nun scheitern leider die evangelischen Funktionäre an der ganz materialistischen Praxis einer Haushaltsaufstellung. Sinnlos holzen sie in ihrem Etat herum. Den Kirchenmännern fehlt jede Richtschnur für komplizierte steuerliche Entwicklungen. Schlechtes Handwerk ist das, da hilft auch keine Transzendenz der warmen Worte. Das wäre noch kein Problem, wenn die Kirchenoberen für profane Einflüsterungen ein Ohr hätten. Haben sie aber nicht.
Die Gewerkschaften haben der Kirche einen Beschäftigungspakt angeboten, mit dem über Arbeitszeitverkürzungen ohne Lohnausgleich 1.300 Stellen zu retten wären. Der Bischof und die Seinen schüttelten mit dem Kopf, um nun Vorreiter für betriebsbedingte Kündigungen zu spielen. Und die Kirche hält wider besseres Wissen am sündhaft teuren Umbau ihres Verwaltungszentrums fest. Vermögen für 70 Millionen Mark wird dafür verkauft. Genau jene Summe, die man jetzt brauchte, um eine Kirche der Köpfe am Leben zu erhalten. Statt dessen gilt auch beim Bischof ein neues Motto: „Wir investieren in Beton statt in Seelen.“ Christian Füller
Bericht Seite 22
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