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■ KommentarModellcharakter

Im letzten Jahr fiel die Wagenburg hinter der East Side Gallery ins Sommerloch. Mit großem Getöse war sie monatelang, teils mit aufgebauschten Falschmeldungen, zum Abschuß freigegeben worden. Müll, Drogen, tödliche Überfälle, Seuchengefahr. Alles, was in und um das sicherlich nicht ganz saubere und auch mit Problemen behaftete Wagendorf geschah, wurde umstandslos den Bewohnern angelastet. Staatssekretäre begaben sich vor Ort. Doch anstatt mit den dort lebenden Menschen zu reden, rümpften sie nur die Nase und gaben das Gelände zur Räumung frei. Unter dem damals aufgebauten schlechten Image leiden die anderen Wagendörfer noch heute. Wagenburgen seien keine Lösung zur Reintegration Obdachloser, lautet das stets wiederholte Argument im Senat. Daß es darum gar nicht geht, interessiert anscheinend nicht. Hauptsache, es läuft auf die Räumung hinaus. Dabei geht es durchaus auch anders: Für die Wagenburg an der Schillingbrücke suchten nicht nur Rollheimer und Bezirk, sondern auch noch Investor und selbst ein Staatssekretär nach einem für alle erträglichen Ausweg. Schon vor Jahren konnten an zahlreichen Runden Tischen friedliche Lösungen für die meisten der besetzten Häuser gefunden werden. Wenn man nun das gleiche lieber hinter verschlossenen Türen zelebriert, auch gut, solange wenigstens wieder geredet wird. Gereon Asmuth

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