■ Kommentar: Es geht voran
Kaum zu glauben: Es geht voran. Am Bahnhof Barmbek entsteht ein staatliches Hamburger Museum. Das siebte, das kleinste, das unbekannteste – und das umstrittenste: Das Museum der Arbeit.
Das gestrige Richtfest für eines der beiden Hauptgebäude markiert eine wichtige Etappe in der Realisierung eines kulturpolitischen Projektes, das angefeindet und hintertrieben wurde wie kein zweites in den vergangenen Jahrzehnten.
Seit den ersten Planungen Ende der 70er Jahre war dieses „Museum von unten“, das als erstes seiner Art in Deutschland Ansätze aus den Geschichtswerkstätten in Konzeption und Präsentation weiterentwickeln sollte, das Lieblingsobjekt ideologischer Fallensteller in der Hamburger Politik.
Gewerkschafter fetzten sich hinter den Kulissen mit SPD-Hierarchen, die bei Begriffen wie „Alltagskultur“ und „Geschichte der Arbeit“ nur gelangweilt abwinkten; drei KultursenatorInnen verzweifelten nahezu bei ihren Bemühungen, zwei Bürgermeistern deren Ängste vor einem „Museum der roten Fahnen“ zu nehmen.
Das Ergebnis: Das Museum wurde in verkleinerter Form zur Realisierung freigegeben; mit haushaltspolitischen Fragezeichen geschmückt und – der kultur-konzeptionelle Vorsprung der traditionellen Arbeiterstadt Hamburg schmolz dahin. Statt Museumsgeschichte von bundesweiter Bedeutung zu schreiben, ließ die Hansestadt sich von Städten wie Berlin (na, gut) und Mannheim (au, Backe) auf den dritten Rang verweisen.
Nun also soll es doch noch werden: Wurde ja auch Zeit.
Sven-Michael Veit
Bericht Seite 30
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