piwik no script img

■ KommentarKein Spielraum mehr

Was steckt dahinter, wenn sich die Berliner Wirtschaft im Zusammenhang mit der geplanten Gebührenerhöhung für die Sondernutzung von Straßenland um das „bunte und vielfältige Straßenleben der Stadt“ sorgt? Reiner Lobyyismus oder tatsächlich die Sorge, daß mit einer Erhöhung von Stand- und Schankgebühren vielen Imbiß- und Kioskbetreibern aber auch zahlreichen Einzelhändlern wie Obst- und Gemüseläden das wirtschaftliche Aus droht?

Die nunmehr geplanten Gebührenerhöhungen sind Bestandteil eines ganzen Pakets, mit dem der Senat mehr Geld in die chronisch leere Landeskasse bringen will. Tatsächlich sind die Gebühren für Märkte oder Pommesbuden in Berlin niedriger als in anderen Städten. Das gleiche gilt aber auch für die Umsätze der Händler. Am Standort Berlin, das ist bekannt, ist es um die Kaufkraft der Kunden nicht gerade zum besten bestellt. Für viele Geschäfte sind die Erhöhungen deshalb wirklich bedrohlich. Der Umsatzrückgang der Einzelhändler und die Zahl der aufgegebenen Zeitungskioske sind dafür Hinweis genug.

Dies gilt um so mehr, als die Finanzverwaltung auch in Sachen Nutzungsentgelte wieder einmal den Schwarzen Peter an die Bezirke weitergibt. Wer in der Festlegung der Globalhaushalte nicht die Mindesthöhe der Entgelte zum Maßstab macht, sondern die vom Bausenator für die Bezirke vorgesehene Möglichkeit einer weiteren Erhöhung, läßt den Bezirken keinen Spielraum. Gerade ein solcher Spielraum wäre aber wichtig, um im Einzelfall zu prüfen, ob eine Gebührenerhöhung mit der Umsatzentwicklung eines Betriebs vereinbar ist oder nicht. Uwe Rada

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen