Kommentar: Knechte der Meere
■ Manchesterkapitalismus auf See
Ohne sie bräche die weltweite Wirtschaft zusammen, Bremens Reichtum als Hafenstadt wäre nicht denkbar. Viele Seeleute aus Rußland, den Phillippinen oder anderen armen Ländern schuften unter oft abenteuerlichen Bedingungen zu Hungerlöhnen an Bord. Aber nur gelegentlich werfen Verzweiflungsaktionen wie die der russischen Matrosen im Kap Horn Hafen ein Schlaglicht auf die Ausbeutung in der Grauzone der Ozeane.
Die Seeleute kämpfen allein gegen eine vielköpfigen Feind. Denn wer ist eigentlich verantwortlich für einen Seelenverkäufer, der in Hamburg wegen Seeuntüchtigkeit nicht auslaufen durfte? Ist es eine Reederei im fernen Osten Rußlands? Ist es ein Agent im nahen Bremen? Ist es eine Behörde im Billig-Flaggenland Malta? Ist es ein Hafenamt in Deutschland?
Es wird hohe Zeit, das Dickicht organisierter Verantwortungslosigkeit zu lichten. Wer mit dem Betrieb eines Schiffes viel Geld verdient soll auch verantwortlich gemacht werden. Die Vereinten Nationen planen eine Initiative in dieser Richtung. Soziale Mindeststandards müssen her, Mindestlöhne sowieso. Zur Kontrolle ist die Solidarität der Häfen gefordert. Seelenverkäufer gehören überall an die Ankerkette. Und zwar so konsequent, daß niemand mit der Not der Seeleute ein Geschäft machen kann und die Sicherheit im Seeverkehr ungestraft gefährden darf. Joachim Fahrun
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