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■ KommentarGekränkte Eitelkeit

Der Wissenschaftsrat hat eine Liste vorgelegt, welche Uni im Vergleich zu ihrer Größe wie viele Sonderforschungsbereiche aufzubieten hat. Darin nehmen die Berliner Unis gute Mittelplätze ein. Ein ordentliches Ergebnis – jammern kann darüber nur, wer der Chimäre einer Hauptstadt auf Weltniveau hinterherjagt. Von solchen Blütenträumen aber hat sich inzwischen selbst das Berlin-Marketing verabschiedet. Im Kultur- und Wissenschaftsbereich sieht mancher zwar noch immer die letzte Bastion des Hauptstadtanspruchs, doch zu einer Monopolstellung wird es Berlin dank föderaler Zuständigkeiten nie bringen.

Auf die Frage nach der besten Uni im Land wird es ohnehin nie eine eindeutige Antwort geben. Keines der bisherigen „Rankings“ konnte überzeugen. Ganze Universitäten sind ohnehin nicht vergleichbar, höchstens einzelne Fachbereiche. Aber auch für einen Vergleich der Studiengänge gibt es keine allgemein anerkannten Kriterien. Hilflos klammern sich die Ersteller von Hitlisten an formale Kriterien wie die Zahl der Veröffentlichungen, ohne aber deren Qualität zu berücksichtigen. Umfragen unter Professoren oder Studierenden ergeben ein völlig anderes, meist jedoch von Vorurteilen dominiertes Bild.

Um mehr Transparenz bei Qualität und Kosten aber werden die Unis angesichts des immer schärferen Wettbewerbs um die knappen Gelder nicht herumkommen. Dabei geht es jedoch nicht um Hitlisten, sondern um kontinuierliche Qualitätskontrolle von Forschung und Lehre gleichermaßen – auch wenn das weniger spektakulär erscheint als das „Ranking“ der Sonderforschungsbereiche, mit dem der Wissenschaftsrat jetzt die hauptstädtische Eitelkeit kränkte. Ralph Bollmann

Bericht Seite 22

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