■ Kommentar: Sender armes Berlin
Es ist beileibe nichts Neues, wie die regierenden Parteien die Rundfunkfreiheit verhöhnen. Das tun sie seit Jahren. Neu ist, wie schmählich sie damit scheitern. Ob es CDU-Fraktionschef Klaus Landowsky ist oder SPD-Rundfunkratschefin Marianne Brinckmeier: Das schmutzige Handwerk des Auskungelns von Mehrheiten für einen neuen Intendanten ist am Ende. Brinckmeier scheiterte mit ihrem Kandidaten und suchte darauf das großkoalitionäre Lotterbett. Schlimmer noch der alte Taktiker Landowsky: Erst verrannte er sich mit seinem Kandidaten Eckart Bethke, dann holte er sich eine auch für ihn zu schlechte Presse beim Wegmobben von Hahn und nun das: Beider Kungelkandidat sagt ab. Man kann Günter Struves Launen schwerlich seinen beiden Protegés vorwerfen. Doch daran, wie sie sich an den Kandidaten geklammert haben, wie sie nun mit ganz leeren Händen dastehen, zeigt sich: Ihnen fällt nichts mehr ein. Konzeptionen für die Zukunft des Senders haben sie schon lange nicht mehr, nun wissen sie auch keine Personen mehr.
Dennoch sind das Problem gar nicht die parteigebundenen Rundfunkräte – SPD und CDU stellen nur eine Handvoll. Das Problem ist die Nibelungentreue der Runfunkräte von unabhängigen Institutionen. Ob Sportbund, ob Jüdische Gemeinde, die Reihen stehen treu zu dem, was die Parteien weisen. Daher wird sich auch nach dem neuesten Eklat nichts ändern im SFB, der der Veränderung so dringend bedarf. Womöglich wird nun statt Struve Fernsehdirektor Horst Schättle in die großkoalitionären Personalhändel einbezogen und dann brav gewählt. Und alles wird so sein wie immer. Nur an den Sender wird sich bald keiner mehr erinnern. Lutz Meier
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