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■ KommentarSouveräne Wahl

Die Grünen haben eine ehrliche Entscheidung getroffen. Bei der Nominierung ihrer BundestagskandidatInnen am vergangenen Wochenende war ihnen die fachpolitische Kompetenz der BewerberInnen wichtiger als der innerparteiliche Interessenausgleich. Den versammelten Mitgliedern war sehr wohl bewußt, daß CDU und PDS die fehlende Absicherung einer Ostkandidatin auf einem der aussichtsreichen Plätze politisch ausschlachten würden. Im vollen Bewußtsein dieser Konsequenzen hat die Versammlung souverän abgestimmt und trotzdem drei WestpolitikerInnen den Vorzug gegeben.

Es wäre opportunistisch gewesen, sich dem Druck der politischen Gegner und dem moralischen Druck aus den eigenen Reihen zu beugen. Zwar wäre es wünschenswert gewesen, daß eine Politikerin aus dem Ostteil der Stadt auf einen der vorderen Plätze gewählt wird. Doch es kam anders. Das lag auch daran, daß Marianne Birthler sich wenig überzeugend präsentiert hat. Zu sehr hatte sie sich auf ihre Rolle als Symbolfigur verlassen. Nicht zuletzt wurde ihr angekreidet, daß sie in den letzten Jahren die Chance versäumt hat, als Leiterin des Bonner Fraktionsbüros in Berlin, Ostinteressen zu artikulieren.

Doch statt an der überkommenen Arbeitsteilung festzuhalten, wonach Ostpolitiker für die „Ostbefindlichkeit“ und Westpolitiker für den Rest zuständig sind, müßten auch die Befürworter der informellen Ostquote erkennen, daß das zukunftweisende Modell anders aussieht. Andrea Fischer und Franziska Eichstädt-Bohlig haben mit ihrer Arbeit im Bundestag vorgemacht, daß Westpolitikerinnen in ihren Fachgebieten Ostinteressen selbstverständlich mitdenken und vertreten können. Diesen Anspruch kann noch kaum eine Partei einlösen. Hierin liegt auch eine Chance für die Grünen. Dorothee Winden

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