Kommentar: Sparen mit Damokles
■ Warum das Defizit der Hamburger Kunsthalle vom Ende des Sparens kündet
Die Jahrespressekonferenzen der großen Hamburger Museen ähneln immer mehr den Bilanzvorstellungen von Industriekonzernen: Nicht um Visionen und künstlerische Positionen geht es, sondern um schnöden Mammon. Kunsthistoriker sind zwar keine gerissenen Finanzmanager, die rote Zahlen zu einer „schwarzen Null“umzudeuten vermögen; aber die Verschachtelungen von Staats-, Sponsoren- und Vereinsgeld ist kaum weniger undurchsichtig.
Das Ergebnis hingegen ist offenkundig: Dem Flaggschiff der Hamburger Museen, der Kunsthalle, fehlt es massiv an Geld. Auch wenn es keiner zugibt: Daß die Unterhaltskosten für die vor Jahresfrist eingeweihte Galerie der Gegenwart weit höher sind als erwartet, ist eine betriebswirtschaftliche Katastrophe. Gerade unter dem Damoklesschwert der in Hamburg allgegenwärtigen Sparbeschlüsse.
Die Kulturbehörde will ab dem nächsten Jahr die sieben staatlichen Museen in die Selbständigkeit entlassen. Erhöhte Eintrittspreise, Wegfall von Vergünstigungen für Schüler und Rentner, Preisgabe gesellschaftlicher Kulturarchive an Sponsorenspäße und die Forderung an die MitarbeiterInnen, unter permanenter Überlastung zu arbeiten, weisen schon jetzt den Weg der künftigen Entwicklung.
Das visionslose Sparen im Kulturetat, politisch schon längst nicht mehr hinnehmbar, ist an seinem bösen Ende angelangt: In einem Haushalt, der weniger als ein Prozent der Staatsausgaben ausmacht, gibt es nichts mehr zu kürzen. Man kann ihn nur noch völlig abschaffen. Hajo Schiff
Bericht Seite 23
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