piwik no script img

KommentarSPD ratlos

■ Aktionsprogramm für Hilflosigkeit

Die SPD steht bei der Debatte um die Innere Sicherheit mit dem Rücken zur Wand. Das zeigt ihr jüngstes „Aktionsprogramm“. Es soll „die Aufenthaltsqualität auf öffentlichen Plätzen sichern“– ist aber weiter nichts als der hilflose Versuch, eine Antwort auf die Forderungen der CDU zu finden. Die Christdemokraten wollen, daß die Polizei heimatlose Trinker ohne Zögern per Bußgeld und Platzverweis aus Parks und unter den Rathausarkaden vertreiben kann; dafür fordert die Bremer CDU schon länger eine Änderung des Ortsgesetzes. Angesichts steigender Obdachlosenzahlen dürfte ihnen die Sympathie vieler Bürger sicher sein.

Hier liegt das Problem der SPD:Auch sie wissen, daß ihre WählerInnen einen Sinn für Ordnung und Sauberkeit haben. Offensiv gegen das Ansinnen der CDU vorzugehen, fällt der SPD deshalb schwer. Wer sagt seinen Wählern schon gerne, daß es demokratisch ist, den gröhlenden, aber völlig harmlosen Nachbarn auf dem Ziegenmarkt zu dulden? Da scheint es einfacher, die Hilflosigkeit als „Aktionsprogramm“zu verkaufen – auch wenn die Mogelpackung auf den ersten Blick deutlich wird. Blumenkübel auf Plätzen aufzustellen, um zu verhindern, daß TrinkerInnen sich dort versammeln, ist lächerlich. Streetworker angesichts sozialer Rotstiftpolitik zu fordern geradezu ein Hohn. Konsequent ist nur eines: die Stadtreinigung zu bestellen. Eva Rhode

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen