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■ KommentarCDU? Richtungslos!

Die alte Garde der Berliner CDU – das hat der Landesparteitag am Wochenende gezeigt – ist dabei, allmählich ihre Rolle auf der politischen Bühne abzugeben. Wie die heutigen Protagonisten vor 15 Jahren den in der Hauptstadt legendären CDU-Parteivorsitzenden Peter Lorenz vom Sockel gestoßen haben, so rüttelt eine neue Generation von Christdemokraten heute am Stuhl des Regierenden Bürgermeisters und Landesvorsitzenden Eberhard Diepgen.

Doch der Generationswechsel bedeutet nicht, daß diejenigen, welche sich als Königsmörder gebärden, eine Alternative zu Diepgen anzubieten hätten. Zum Sturm auf den CDU-Chef hat sich eine Gruppe zusammengefunden, die nur der Wille eint, die Allmacht der Parteiführung ins Wanken zu bringen. Zwar stehen einige der Wortführer für deutlich stramm-konservative Positionen, zwar wurde der scharfe Innensenator zum Hoffnungsträger stilisiert. Aber von der vielbeschworenen inhaltlichen Erneuerung ist weit und breit keine Spur zu sehen. Und Kronprinz Schönbohm hat nicht die Unterstützung, um – selbst 60jährig – als Zukunftshoffnung zu brillieren.

Auf das eigentliche Problem der CDU haben auch die konservativen Diepgen-Gegner keine Antwort – nicht umsonst nahm sich Diepgen seine Parteifreunde zur Brust. Seine Warnung, den Weg einer liberalen Großstadtpartei nicht zu verlassen, war nicht allein die Rhetorik eines um seine Macht kämpfenden Politikers. Sie hat zugleich das Dilemma angerissen, in dem sich die Union derzeit bewegt. Während seine innerparteilichen Gegner auf die Mobilisierung rechter Wählerpotentiale für die im kommenden Jahr anstehende Landesparlamentswahl hoffen, weiß die amtierenden Landesvorsitzende nur zu genau: die Wahlen kann auch die Union nur in der Mitte gewinnen. Doch genau dort fischen die Sozialdemokraten. Barbara Junge

Bericht Seite 6

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