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KommentarEinäugig unter Blinden

■ Warum Hamburgs Wirtschaftspolitik hoffnungslos einseitig und altmodisch bleibt

Kein Wunder, daß die Handelskammer Mirow mag: Endlich mal ein Wirtschaftssenator, der Visionen in zeitgeistigen Fachtermini zu formulieren weiß. Hinter der flotten Fassade steckt durchaus Substanz: Den gewaltigen Innovationsbedarf für die jahrhundertelang auf Handel und Hafen fixierte Kaufmannsstadt hat Mirow ebenso begriffen wie den Zusammenhang von sozialer Stadtentwicklung und quartiersnahen Arbeitsplätzen.

Ein bißchen Museumsinsel (damit kluge Köpfe kommen), ein bißchen Telematik (damit der Verkehr satellitengestützt flutscht) und ein bißchen Multimedia-Förderung (damit es nicht bei stern, Spiegel und Zeit bleibt) läuten aber noch keine Kurswende ein.

Noch immer dominieren die Hafeninvestitionen. Noch immer wird Verkehr vor allem als Straßenbau begriffen. Noch immer werden Firmen wie die FFG als industriepolitische Altlast mißverstanden. Dabei hätten sich diese wie kein zweites städtisches Unternehmen als Vorzeigeprojekt angeboten. Know How und Tradition der FFG, die bereits 1887 elektrische Straßenbahnen baute, hätten für den Aufbau des überfälligen Stadtbahnsystems genutzt werden können.

Statt dessen zerschlägt der Senat die Hochbahn-Tochter, buddelt am Elbtunnel und drängt dem maroden HSV das überflüssige Arena-Projekt im Volkspark auf – nicht die flotten Formulierungen des einäugigen Mirow, sondern das Agieren des blinden Senats zeigt, welchen Kurs Hamburgs Wirtschaftspolitik tatsächlich hält: Volle Fahrt zurück. Florian Marten

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