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Wenn jetzt die grüne Baustadträtin von Prenzlauer Berg umkippt und in der Kulturbrauerei nun doch ein Multiplex zulassen will, dann ist das nur das konsequente Ende einer inkonsequenten Schlingerei. Denn nachvollziehen, nach welchen Kriterien die PDS und das Bündnis Prenzlauer Berg ihre jeweilige Position begründeten, konnten Außenstehende schon seit längerem nicht. Zu durcheinander gingen in den letzten Monaten die Entscheidungsebenen. Zuerst hielten die Bündnisgrünen und die PDS die Maxime der Kiezentwicklung hoch und waren gegen das Großprojekt, weil den Anwohnern Einbußen an Lebensqualität durch unzählige Autos drohten. Dann entdeckten beide Parteien die Strukturentwicklung als notwendige Regelungsgröße und wurden sogleich zu harten Regulierungsfreunden. In dieser Rolle wurden sie zu Parteigängern von Kinobetreiber Atze Brauner. Dessen Multiplex an der Schönhauser Allee unterscheidet sich vom kritisierten Großprojekt in der Kulturbrauerei nur in einem Punkt: sein gemeinsam mit Deutschlands größtem Kinounternehmer Flebbe geführtes Mega-Kino ist schon fertig. Erst spät dämmerte den bezirklichen Kritikern, daß die Maxime, wer zuerst kommt, malt zuerst, nicht der wirtschaftspolitischen Weisheit letzter Schluß sein kann. Und Strukturpolitik nach rationalen Kriterien ist das schon gar nicht. Unabdingbar ist es, die Kulturbrauerei so auszubauen, daß sie mit der städtebaulichen Nutzung des Gebiets nicht kollidiert und anwohnerverträglich ist. Wer bei der Abwägung eines schwierigen Problems mit ordnungspolitischen Kriterien hantiert, letztlich aber aus dem Bauch entscheidet, diskreditiert eben auf Dauer die besten Absichten. Gerd Nowakowski

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