■ Kommentar: Neue Zeiten für Lehrer
Die Arbeitszeit der Lehrer erregte schon immer den Zorn der werktätigen Massen. Als „Ferien-Weltmeister“ verhöhnt der Volksmund die Pädagogen, die obendrein dem „bestbezahlten Halbtagsjob“ nachgingen. Die Gescholtenen wehren sich mit lautem Wehklagen über wachsenden Streß, meßbar an Krankheiten und Vorruhestand. Die Sichtweisen widersprechen sich scheinbar diametral. Doch sie sind zwei Seiten derselben Medaille. Das Problem, das Lehrern und Steuerzahlern gleichermaßen schwer im Magen liegt, ist das antiquierte Institut des „Lehrdeputats“. Es stammt aus Zeiten, als sich der „Gymnasialprofessor“ als bescheidenere Variante des universitären Ordinarius verstand. Vorgeschrieben war nur die wöchentliche Unterrichtszeit, den Rest der Arbeitskraft konnte er in Einsamkeit und Freiheit der Vor- und Nachbereitung widmen.
Das deutsche Schulsystem trägt schwer an diesem Erbe. Es fehlt an Professionalität, an Teamarbeit im Lehrerzimmer. Wer sich außerhalb des Unterrichts engagiert, wird bestraft. Helfen kann da allein ein Arbeitszeitmodell, das auch für Lehrer die übliche Jahresarbeitszeit im öffentlichen Dienst zum Maßstab macht, die wegen der langen Ferien während der Schulwochen eine höhere Stundenzahl ergibt. Sie beinhaltet nicht allein den Unterricht, sondern auch Vor- und Nachbereitung ebenso wie Beratung und Betreuung. Eine längere Präsenz in der Schule und mehr Kooperation zwischen Lehrern würde das Modell ebenfalls erleichtern. Dann wären die Lehrer weniger gestreßt. Auch die Stammtische würden verstummen. Ralph Bollmann
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