Kommentar: Vahrenholts Erbe
■ Der Müllofen-Wahn des ehemaligen Umweltsenators rächt sich nun
Warum alles verteufeln? Der Verlust staatlicher Monopole bringt nicht zwangsläufig Nachteile. Beispiel Telekommunikation: Haben zusätzliche Netzanbieter nicht der Telekom geholfen, Schwerfälligkeit zugunsten von Service aufzugeben? Ähnlichen Schwung könnte die neue Privat-Müllfirma der Stadtreinigung geben.
Hamburgs abfallpolitischer Einfluß bleibt derweil gewahrt. Die Konkurrenz wird weder zu Mülltourismus noch dazu führen, daß der Abfall risikoreicher als sonst verfeuert wird: Hamburger Restmüll endet in Hamburger Müllöfen. Ein Abkommen, das, weil bundesweit das erste, Standards setzen könnte.
Doch Vorsicht: FHE und WGA handeln nicht aus ökologischer Barmherzigkeit, sondern aus reinem Profitdenken: Nur weil es kostengünstig ist, wird der Müll sortiert. Die Stadtreinigung wird es nicht leicht haben, da mitzuhalten. Läßt sie alles beim Alten, muß sie die Gebühren erhöhen. Das trifft vor allem die privaten Haushalte und könnte den Umweltsenator letztlich Wählerstimmen kosten. Beginnt sie ebenfalls mit der Sortierung, sinkt das Müllvolumen und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Müllverbrennungsanlagen. Ausgerechnet die Stadt wäre dann gezwungen, der Auslastung wegen Müll aus der Ferne zu akquirieren.
Ein Dilemma, das in erster Linie Fritz Vahrenholt zu verdanken ist: Der ehemalige SPD-Umweltsenator schuf in den Hamburger Müllöfen Überkapazitäten wie nichts Gutes. Er hätte die Entwicklung vorhersehen können. Das „neue“Abfallgesetz ist seit 1994 in Kraft.
Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen