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■ KommentarRaus zum Wannsee

Kaum lacht die Sonne, gerät dem Berliner wieder das Hinterland in den Sinn. Pack die Badehose ein und dann nischt wie raus zum ... Straußbergsee, nach Königs Wusterhausen oder Wandlitz. Seit der Wiedervereinigung darf auch der Westberliner die grüne Brandenburger Lunge nutzen. Wenn da nur nicht diese braunen Sprengsel wären. Denn kaum lacht die Sonne, häufen sich auch wieder die Meldungen über fremdenfeindliche Überfälle in der Mark. Nicht nur auf Ausländer, sondern auch auf die Hauptstädter. So wird jede Ausflugsplanung von einem mulmigen Gefühl begleitet: Kann man da noch hinfahren? Ist das Risiko zu hoch? Zumal wenn vor Ort die selektiv wahrgenommenen Glatzen das angstvoll aufgebaute Bild nur bestätigen.

Die Übergriffe zeigen: Berlin und Brandenburg trennen Welten, nicht nur landschaftlich reizvolle, sondern soziale, strukturelle, ökonomische. So sind die Menschen sich auch neun Jahre nach dem Mauerfall fremd geblieben. Da die piefigen Landeier, hier die großkotzigen Hauptstädter. Und auf dieser Fremdheit gedeiht der leider ganz alltägliche Fremdenhaß nur allzugut. Begegnung, Gespräch, gewaltlose Konfrontation: die Mittel zur Überwindung dieser Fremdheit liegen auf der Hand. Nur scheint dieses Aufeinanderzugehen auch von den Berlinern kaum gewollt. Das entschuldigt die schlagenden Brandenburger nicht. Doch welcher Berliner interessiert sich schon wirklich für Brandenburger Probleme. Nur das Badevergnügen reizt. In diesem Fall doch besser nischt wie raus zum Wannsee. Gereon Asmuth

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