piwik no script img

KommentarGutachter-Klemme

■ Gutachter kann nur einem Herrn dienen

Unter Gutachtern muß Bremen derzeit als gute Adresse gelten: Kaum eine westdeutsche Großstadt gibt so viel Geld für diese Zunft aus. Wenn der Auftraggeber – und das heißt auch: der Auftrag – klar ist, ist das eine feine Sache: Jahrelang konnte die renommierte Gutachterfirma C+L-Treuarbeit die Vulkan-Politik des Landes konstruktiv begleiten. Was die C+L an ihren Gutachten für den Vulkan verdient hat, wollen wir lieber nicht wissen.

Schön sind auch klare Gutachterstrukturen wie die, die für die McKinsey Experten bestanden haben. Ein paar schnell verdiente Millionen, und der Auftraggeber ist zufrieden, weil er zu lesen bekam, was er lesen wollte. McKinsey wollte so weiter machen, aber 1,7 Millionen Mark für ein Gutachten im Sozialbereich? Da gelten andere Preise.

Schwierig ist es, wenn zwei Auftraggeber, die sich nicht einig sind, an einem Auftrag für einen Gutachter formulieren. Woher soll der wissen, was herauskommen soll? Der Gutachter KPMG/Tormin hat über das Finanzressort (SKP) geschrieben, was man da nicht gern hörte. Damit ist er in Verschiß. Er könnte seine Beliebtheit nur dadurch wiederherstellen, wenn er über die Kitas schreiben würde, was der Finanzsenator lesen will. Dann wäre aber das Sozialressort verärgert. Der Mann steckt in eine typischen Gutachter-Klemme.

Klaus Wolschner

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen