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■ KommentarGras drüber, bitte

Die Geschichte des Mahnmals liest sich wie die Chronik eines angekündigten Begräbnisses. Nachdem die Idee, eine eindrucksvolle Gedenkstätte für die ermordeten JüdInnen zu errichten, aus der öffentlichen Diskussion nicht mehr zu tilgen war, begannen die Versuche, das Denkmal selbst zu entsorgen. 1. Akt: Kanzler Kohl fand die prämierte, riesige Grabplatte der Künstlerin Jackob-Marks zu „monumental“. Das heißt: zu sichtbar. Also verschwand das Ding in der Versenkung. 2. Akt: Serra und Eisenman beeindrucken den Kanzler und seine Getreuen mit einem etwas filigraneren Entwurf. Doch auch dem droht nun die Versenkung – tatsächlich.

Angeblich sollen jetzt die 4.000 Säulen nämlich in den Erdboden statt über ihm gebaut werden. Damit man vom Bürgersteig aus über sie hinweg noch das Hotel Adlon, das Brandenburger Tor und die Sony-Zentrale sehen kann? So versucht man, das positive Bild einer geglückten deutschen Geschichte zu retten. Die Bäume drumherum steigern den Erholungswert an historischem Ort.

Vorschlag für den 3. Akt: Eisenman wird komplett versenkt und mit einer Grabplatte abgedeckt. Knapp unter Bodenniveau. Dann trägt man eine Schicht Mutterboden auf und sät Gras ein. Wer wirklich will, dem steht es immer noch frei, in den Keller hinabzusteigen. Und trefflich korrespondiert diese Art der Präsentation mit den umliegenden Bunkeranlagen aus der Nazizeit. Alles auf einer Höhe. Hannes Koch

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