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■ KommentarKonkursverwalter

Abwanderung von Familien, wachsende Armut, sinkende Perspektiven für Jugendliche. Die Bilanz in vielen Quartieren der Hauptstadt ist tatsächlich düster. Daß mit wachsender Armut und steigender Fluktuation auf dem Wohnungsmarkt auch die soziale und räumliche Segregation voranschreitet, bestreitet heute keiner mehr. Um so kontroverser wird dagegen die Frage diskutiert, wie der Abwärtstrend in Quartieren wie dem Kottbusser Tor oder in Neukölln aufzuhalten ist.

Wer Quartiersmanagement als Lösung anbietet, bedient sich nicht von ungefähr eines betriebswirtschaftlichen Vokabulars. Schluß mit der Sozialarbeit, Hilfe zur Selbsthilfe lautet die Parole. Die Bürger, so Strieder, müssen mehr Verantwortung für ihre Umgebung übernehmen und der Verwahrlosung des öffentlichen Raums entgegentreten. Mit welcher Perspektive vor Augen die Bürger dies sollen, verrät der Senator nicht. Wer freilich nur die Parkbänke am Kotti neu streichen will – damit sich die neuen Bewohner, die der Mischung im Gebiet ein geliftetes Gesicht verleihen sollen, nicht die Kleidung dreckig machen – der saniert, um im betriebswirtschaftlichen Jargon zu bleiben, keinen Betrieb, sondern schönt die Bilanz.

Eine tatsächliche Sanierung hieße aber, nicht nur das Wohnumfeld zu verbessern, sondern auch die Bedingungen, unter denen die Menschen dort leben. Das hat dann aber weniger mit neugestrichenen Parkbänken als vielmehr mit Arbeits- und Ausbildungsplätzen und einer Verbesserung des Bildungsangebots zu tun. Ansonsten wird aus dem Quartiersmanager schnell ein Konkursverwalter. Uwe Rada

Bericht Seite 23

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