■ Kommentar: Pate von Berlin
Als der damalige Bausenator Wolfgang Nagel 1992 die Pläne für die Bebauung von Karow-Nord aus dem Hut zauberte, galt nicht nur das Konzept der „neuen Vorstädte“ als innovativ, sondern auch dessen Umsetzung. Per städtebaulichem Vertrag sollte der Investor Groth & Graalfs Straßen und Schulen auf eigene Kosten bauen. Im Gegenzug sollte der Preis für die Grundstücke um den entsprechenden Betrag gekürzt werden.
Während sich andere städtebaulichen „Innovationen“ für das Land längst als finanzielle Fässer ohne Boden erwiesen, ereilt dieses Schicksal nun auch Karow-Nord. Was der Senat nämlich vergessen hat, ist, Vorsorge gegenüber allzu teuren Pauschalen zu treffen. Anders als die öffentliche Hand ist ein privater Bauträger nämlich nicht gezwungen, Aufträge auszuschreiben und möglichst billig zu bauen. Die Grünen haben deshalb recht, daß die „Big Deals“ nicht mehr „im Bordell gemacht werden, sondern am Senatstisch“. Mehr noch: Wenn diese Deals auffliegen, werden sie am Senatstisch unter den Teppich gekehrt. Statt zu klagen will sich Bausenator Klemann jetzt außergerichtlich mit Groth einigen. Immerhin ist das CDU-Mitglied nicht nur Berlins erster Subventionsempfänger in Sachen Wohnungsbauförderung, sondern auch der Pate der Berliner Politik – als Bauherr der CDU-Zentrale und als enger Vertrauter des Bausenators. Daher ist es folgerichtig, daß der SPD-Senatsmitarbeiter, der den Skandal aufgedeckt hat, im Herbst von einem CDU-Mitglied ersetzt werden soll. Uwe Rada
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