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■ KommentarStaatsminister für Design

Staatsminister für Kultur will Michael Naumann werden. Mit seinen Äußerungen zum Holocaust-Mahnmal und zum Wiederaufbau des Stadtschlosses hat sich Schröders Wunschkandidat freilich weniger als Kulturpolitiker denn als Oberflächendesigner hervorgetan. Wer ohne Anbindung an die bisherige Diskussion die „Albert-Speer-hafte Monumentalität“ des Eisenman-Entwurfs kritisiert oder sich für die Kopie des Schlosses „aus ästhetischen Gründen“ ausspricht, macht vor allem eines deutlich: Nicht um Inhalte geht es, sondern um die bloße Form. Das Design bestimmt das Bewußtsein.

Noch bis vor kurzem konnte man die Hoffnung haben, daß es auch anders geht. Sowohl Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) als auch Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit hatten immer wieder dafür plädiert, diesem „Ort der Macht“ einen „Ort der Demokratie“ entgegenzusetzen. Die Debatte um die Architektur, so hieß es, dürfe der Diskussion um Art und Umfang der öffentlichen Nutzung nicht vorangehen.

Die Tatsache freilich, daß sich bei einem Interessenbekundungsverfahren bislang kein Investor in der Lage sah, die Bebauung auf dem Schloßplatz privat zu finanzieren, hat diese Position nicht gestärkt. Im Gegenteil. Wenn sich am Ende die Frage stellt: alles (also eine öffentliche Mitfinanzierung) oder nichts, dann werden die Oberflächendesigner und Historisten, mit Volkes Stimme im Rücken, Oberwasser bekommen. Das Ergebnis wäre fatal. Öffentlichkeit im Gewande des Preußenschlosses erinnerte eher an ein – gefälschtes – Museum der Vergangenheit als an einen demokratischen Ort der Neuzeit.

Die Alternative kann daher nur lauten: Entweder das Schloß wird privat finanziert und dokumentiert fortan im Sinne Naumanns den Wandel der (politischen) Kultur zur ästhetischen Geschmacksfrage. Oder die öffentliche Hand läßt sich ihren „Ort der Demokratie“ etwas kosten. Doch dann müßte tatsächlich eine breite Diskussion darüber begonnen werden, wer, wie und was in der Mitte der Hauptstadt repräsentiert. Uwe Rada

Bericht Seite 18

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