■ Kommentar: Der Spaß hört auf
Beim Thema Brandenburger Tor hört für Bausenator Jürgen Klemann der Spaß auf. Weil das Wahrzeichen der Stadt einen Rest Alt-Berlin bildet, darf dort nur bauen, wer sich an historische Vorbilder hält. Auch fliegende Händler sind ihm unter dem „Symbol der Einheit“ ein Graus, da sie wohl die Gäste des Adlon erschrecken könnten. Und nun soll selbst die Hanf-Parade nicht durchs Tor ziehen dürfen, weil nach Ansicht des Bausenators die geplante Demonstration zu kommerzielle Züge trägt.
Daß es Klemann in Wahrheit dabei nicht um den Kommerz, sondern um das schiere Berlin-Image geht, ist offensichtlich. Denn weder muckt er auf, wenn private TV-Stationen am Platz vor dem Brandenburger Tor ihr Equipment aufbauen und sich mobile Sendestationen im Scheinwerferlicht dort einrichten. Noch hat er etwas gegen die Marathonläufer oder gar die Raver der Love Parade, die Litfaßsäulen der Sport- sowie Werbeindustrie nicht unähnlich sind. Denn das kommt gut rüber, ist lustig oder gigantisch und steigert das Hauptstadtfeeling.
Bei der Hanf-Parade hingegen fürchtet der Bausenator wohl Schmuddelimage und das Gespenst von old Wolfgang Neuss („Auf deutschem Boden darf nie wieder ein Joint ausgehen“). Verkaufsstände am Wegesrand mit Hanfspecials, Hanfsocken, Wasserpfeifen und Demonstranten in süßem Smog bringen nicht das Bild von der sauberen Metropole über den Bildschirm, sondern steigern für ihn die Angst vor dem Moloch Berlin. Infantile Pumpguns ja – ein paar kiffende Hanfparadler nein. Doch den einen kann man nicht verbieten, was anderen gestattet wird. Ein Lungenzug, und Klemann versteht das auch. Rolf Lautenschläger
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