Kommentar: Europa schlägt durch
■ Stadtwerke im Wind des Marktes
Es klingt wie eine echte Sauerei: 400 Leute rausschmeißen, Kraftwerke zumachen und stattdessen Atomstrom kaufen. Aber Vorwürfe gegen den Vorstand der Stadtwerke Bremen gehen dennoch ins Leere. Was die Bremer tun, ist der Preis für die Liberalisierung des Energiemarktes, der Industrie und private Haushalte mit sinkenden Strompreisen beglückt. Nur: Ökologisch ist das alles nicht. Und der Beschluß des Vorstandes zeigt auch, wie wenig die Mehrheitseignerin Bremen in Sachen Energiepolitik noch zu sagen hat.
Die Entscheidungen fallen in Brüssel und Bonn. Die Rahmenbedingungen werden auf europäischer Ebene gesetzt. Die heißen: Weg mit den Gebietsmonopolen für Energieversorger. Da hat der Vorstand einer Aktiengesellschaft sogar die Pflicht, sein Unternehmen auf die neue Zeit einzustellen. Es wäre arg kurzsichtig, auf den teuren Überkapazitäten der eigenen Kraftwerke sitzenzubleiben. Da wirft man sich notgedrungen lieber dem Atomkonzern PreußenElektra an den Hals.
Der Weg der Stadtwerke ist klar: Hin zu lokalem Geschäft, das die Multis nicht besser machen können. So war es mehr als ein Wink mit dem Zaunpfahl, als der Stadtwerke-Chef gestern die Bremer Politik an die Interessen seines Unternehmens am Abwasserbereich der Bremer Entsorgungsbetriebe erinnerte. Dreckwasser fließt nicht so leicht über Grenzen hinweg wie Atomstrom. Joachim Fahrun
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