Kommentar: Vorschlaghammer
■ Sexismus-Urteil ohne Anhörung
„Ade“ ist doch ein schönes, richtungsweisendes Kürzel für eine universitäre Einrichtung. Ade und auf Wiedersehen – Abschied von Vorurteilen, Schluß mit Sexismus und Gewalt. So sollte sich der Name „Ade“ – für „Arbeitsstelle gegen sexuelle Diskriminierung und Gewalt am Ausbildungs- und Erwerbsarbeitsplatz“ – wohl lesen, als diese 1992 gegründet wurde. Schön, wenn's zuträfe.
Der jetzt bekannt gewordene Fall eines Spanisch-Dozenten offenbart aber erstmal keinen Anhaltspunkt für einen wirklich vorurteilsfreien Einsatz gegen Frauendiskriminierung. Ermittlungen gegen mögliche Verfehlungen eines Mannes allein können da nicht genügen. Wer gegen Vorurteile und Gewalt angehenen will – noch dazu auf dem sensiblen Terrain der Geschlechterungleichheit – tut gut daran, die richtigen Waffen zu wählen. Seziermesser statt Vorschlaghammer, Erhellung statt Verdunkelung – es geht nicht nur um den Einzelfall. Es geht um gesellschaftlichen Wandel.
Da allerdings tun die Mitarbeiterinnen von Ade den Frauen, die einst für diese Stelle kämpften, keinen guten Dienst. Sie mauern und blocken ab. Schlimmer noch: Vor der Anklageerhebung haben sie, das bestätigt der Beschuldigte, dessen Angebot zur Sichtung der inkriminierten Materialien nicht angenommen. Das ist fahrlässig. Seit wann ändern wir die Welt nur aufgrund von anonymen Hinweisen? Eva Rhode
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