Kommentar: Vom Nutzer regiert
■ Warum Investoren schleunigst Wohnungen zwischen die Bürogebäude bauen sollten
Schön wäre es, wenn dieser Satz auch für Mietwohnungen gälte: „Der Markt bleibt nutzerdominiert.“ Die Immobilien-Berater von Jones Lang Wootton beurteilten so gestern die Büromieten in Hamburg. Soll heißen: Angesichts des massiven Gewerberaum-Leerstands bestimmen mehr und mehr die Firmen, was sie für ihre Räume zu zahlen bereit sind.
Ein Indiz dafür ist, daß sich die Preisspanne bei den vergleichsweise teuren Gebieten am Hafen und in der City nach unten ausgedehnt hat. Und diese Entwicklung hat positive Folgen: Wenn Unternehmen für 12,50 Mark pro Quardratmeter in modern ausgestattete Neubauten in Hammerbrook einziehen können, wenn die Büromieten in Ottensen zwischen 12 und 23 Mark pro Quadratmeter liegen und wenn die Preisspanne selbst in der Hamburger Innenstadt bei 16,50 Mark beginnt, hindern hohe Mieten bestimmt kein neues Unternehmen mehr an der Ansiedlung.
Bei der derzeitigen Marktlage können viele – auch kleinere – Firmen zudem darauf verzichten, ihre Mitarbeiter mit düsteren Büros zu deprimieren oder ihre Kunden mit häßlichen Fassaden abzuschrecken.
Trotzdem ist die Botschaft der Immobilien-Berater eindeutig: Es gibt mehr als genug Gewerbeflächen; massiver Neubau ist überflüssig. Deshalb stehen nun die Chancen gut, Wohnen und Arbeiten zusammenzubringen. Es gilt, bezahlbare Appartements an jenen Stellen zu errichten, wo schon Gewerberäume sind und noch Bau-Kapazität vorhanden ist. Für reine Büroviertel dagegen gibt es keinen Bedarf mehr. Gernot Knödler
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