Kommentar: Tod dem Diktator oder Aufhebung des Embargos!
■ Ein Angriff gegen den Irak steht bevor
Der ehemalige Mitarbeiter der UN-Sonderkommission zur Abrüstung Iraks, Scott Ritter, ist kein Mann diplomatischer Floskeln. Erst trat er in Bagdad auf wie ein Cowboy, dann erklärte er unverblümt, er habe sein dort gewonnenes Wissen Israels Geheimdienst zur Verfügung gestellt. Jetzt empfahl der Golfkriegsveteran einen „Enthauptungsschlag“ gegen Saddam Hussein – tatsächlich die einzig befriedigende Perspektive für den Irak.
Fast sieben Jahre seit der Befreiung Kuwaits von der irakischen Besatzung haben gezeigt, daß Iraks Bevölkerung ohne Hilfe von außen nicht in der Lage ist, den Diktator zu stürzen. Der kann auf mit ihm auf Gedeih und Verderb verbundene „Blutsbrüder“ zählen, die er morden und massakrieren läßt wie eh und je.
Zusätzlich gestärkt wird Saddam Hussein durch das seit dem Einmarsch in Kuwait geltende UN-Embargo. Während die BürgerInnen darben, nutzt die Herrscherclique alle erdenklichen Schmuggelpfade, um ihren luxuriösen Lebensstil aufrechtzuerhalten und ihr Waffenarsenal aufzustocken. Staatliche Medien erklären der Bevölkerung derweil, ihre Leiden seien einzig der verbrecherischen Politik der USA und ihrer Verbündeten geschuldet.
Änderung ist nicht in Sicht. Mit Raketen ist Iraks ständig auf der Flucht befindlicher Staatschef kaum zu treffen. Und für den Einsatz von Bodentruppen wird die republikanische Mehrheit im US-Kongreß kaum ihr Placet geben, ebensowenig die einstigen arabischen Verbündeten der Golfkriegsallianz.
Das in den nächsten Tagen oder Wochen eintretende Szenario ist somit absehbar. Cruise Missiles werden auf sogenannte strategische Ziele abgefeuert und nebenbei einige unfreiwillige irakische Soldaten töten – und wenn etwas schiefgeht, auch noch ein paar Zivilisten. Danach sieht es im Irak wieder genauso aus wie nach dem letzten US-Angriff oder dem vorletzten...
Weiterhelfen könnte wenigstens das Eingeständnis, daß die Embargopolitik konsequent die Falschen trifft, also dringend revidiert werden muß. Derzeit erleben die IrakerInnen die übelste aller Varianten: Sie leiden unter einem skrupellosen Diktator und unter den eigentlich zu dessen Schwächung verhängten Sanktionen. Wenn sich schon Saddam Hussein nicht stürzen läßt, könnte der Bevölkerung wenigstens das Leid des Embargos abgenommen werden. Thomas Dreger
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