Kommentar: Übern Deich
■ Warum die Rückdeichung in Wilhelmsburg ökologisch und ökonomisch sinnvoll ist
Der Streit um seine Rückverlegung ist bald so alt wie der Kreetsander Hauptdeich in Wilhelmsburg selbst. Doch nach Jahren des ewigen Hin und Her und einem langwierigen Vermittlungsverfahren ist gestern endlich eine Lösung gefunden worden.
Wider Erwarten handelt es sich um eine einvernehmliche. Der Deich wird rückgebaut. Dadurch entsteht mehr natürliche Überflutungsfläche für die Elbe. Das freut besonders die Ökofraktion, aber nicht nur die. Spätestens seit der Flutkatastrophe an der Oder ist klar, daß kanalisierte Flüsse ohne Flutungsraum nicht nur ökologischen, sondern auch wirtschaftlichen Schaden anrichten. Ein kostspieliges Risiko, das sich auf Dauer nicht lohnt.
Denn ob ein alter Deich rückverlegt oder ein neuer gebaut wird, kommt rechnerisch fast aufs gleiche raus. Das weiß auch Hamburgs Bausenator Eugen Wagner. Daß er dennoch ewig mit seiner Entscheidung haderte, kann man ihm jedoch kaum übel nehmen. Wagner, der selbst kurz hinterm Deich lebt, weiß um die Ängste der Wilhelmsburger. Ihnen nach der Erfahrung der Sturmflut von 1962 abzusprechen, subjektive Ängste gegen einen neuen Deich zu empfinden, wäre vermessen. Panik verhindert rationales Denken.
Und so beweist Wagners Lösung eine Einfühlsamkeit, die kaum jemand dem polternden Besserwisser zugetraut hätte: Ein neuer Deich wird gebaut, und, quasi zur doppelten Sicherheit, bleibt der alte noch mindestens drei Jahre stehen. Bis auch die letzten Zweifler mit ihrer Skepsis übern Deich sind.
Heike Haarhoff
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