Kommentar: Gespalten
■ Warum die GAL zu Unrecht die CDU des Anti-Atom-Ausstiegs beschimpft hat
Universitäre Bildung kann bisweilen auch für die parlamentarische Zweitexistenz von Nutzen sein. Und Roland Salchow ist ein studierter Mann. In Festkörperphysik hat er promoviert, und Forschungen über die Chaostheorie hat der CDU-Abgeordnete auch schon betrieben. Letztere mit großem Erfolg, wie's scheint.
Bei seinen Angriffen in der Bürgerschaft auf die Grünen und deren Umweltsenator ist er allerdings mit dem Kopf gegen einen Festkörper gerannt. Und hat sich Beulen geholt. Die Vergabe eines Gutachtens über die Möglichkeiten des Atomausstiegs an das renommierte LBD-Institut darf gerade einen Naturwissenschaftler nicht zu argumentativen Amokläufen verleiten.
Die GAL und ihr Senator wissen nur zu gut, wie unwiderlegbar Expertisen sein müssen, wenn es gegen Atomkonzerne geht. Gefälligkeitsgutachten helfen da kein bißchen weiter; und das Berliner Institut hat am allerwenigsten Interesse daran, Ruf und internationale Kundschaft zu verlieren.
Dafür hat der doppelte Salchow chaostheoretisch für eine wertvolle Erkenntnis gesorgt. Die rot-grüne Hamburger Koalition ist in der Frage der Atomenergie gespalten. Eine SPD-Fraktion, in der sich bei einer Debatte über den Einstieg in den Ausstieg keine Hand für den Koalitionspartner rührt, legt auch keine Hand an die Atomindustrie.
Die Grünen hätten Salchow nicht beschimpfen sollen, er betreibe das Geschäft der Atommafia. Sie hätten ihm für die Erkenntnis danken sollen, daß ihr eigener Koalitionspartner das schon tut. Sven-Michael Veit
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen