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KommentarAuf den Punkt

■ Warum es für den Transrapid egal ist, was Rot-Grün Hamburg beschlossen hat

Einfach nur dagegen zu sein, ist manchmal recht bequem. Da lassen sich, wenn's schiefgeht, Schwarze Peter trefflich weiterreichen und Hände in Unschuld waschen. Der Transrapid liefert dafür das neueste Beispiel.

„Eine zweite Haltestelle in Moorfleet wird abgelehnt.“: Kurz, prägnant und unmißverständlich steht dieser Satz in Punkt 2.5.34 des rot-grünen Hamburger Koalitionsvertrages. Und die Vereinbarung gilt, beteuern in trauter Eintracht die, die sie geschlossen haben. Was sie aber ungern zugeben, ist der in doppelter Hinsicht zweifelhafte Wert dieser Passage.

Ein Umsteigepunkt direkt an der Autobahn würde transrapide Reisende aus dem Umland zu Park&Ride in Moorfleet verleiten, ist die Befürchtung. Eine einzige Haltestelle am Hauptbahnhof, wie im Koalovertrag vorgesehen, aber zwänge zur Anreise mit Bahn & Bus – und würde so die Passagierzahlen des Magnetgleiters senken und damit dessen Unwirtschaftlichkeit beweisen. Eine Konstruktion, die erhebliche verkehrliche Risiken für die City birgt.

Zudem wissen Verkehrsexperten und natürlich auch die Hamburger Verkehrspolitiker, daß der Stadtstaat die freie Fahrt für den Transrapid nicht verhindern kann: Der Bund bestimmt, daran beseitigen die ab Montag ausliegenden Planungsunterlagen etwaige Restzweifel.

Falls aus den Plänen Wirklichkeit wird, haben die Koalitionäre die Grippe oder die Cholera am Hals: Entweder müssen sie Punkt 2.5.34 am Haltepunkt Moorfleet begraben. Oder das automobile Chaos am Hauptbahnhof bejammern.

Sven-Michael Veit

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