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KommentarDas Eigentor

■ Walter ganz im Stil des alten Momper

Mit seiner Ankündigung, bei der Abgeordnetenhauswahl in Reinickendorf zu kandidieren, wollte Walter Momper ein Signal setzen: Wenige Tage vor der Urwahl am 17. Januar wollte er bekräftigen, daß er auf jeden Fall eine politische Rolle spielen wird, auch falls er verlieren sollte. Doch bei vielen Genossen ist Mompers Signal nicht gut angekommen.

Dabei hätten Momper und seine Berater wissen müssen, daß eine Kandidatur in Reinickendorf als Provokation verstanden werden muß. Der mitgliederstarke und damit einflußreiche Kreisverband ist das Revier von zwei Böger-Anhängern: von Parteichef Detlef Dzembritzki und dem Kreisvorsitzenden Reinhard Roß.

Es ist vor allem Mompers Stil, der Fragen aufwirft. Den alten Weggefährten Roß vom ersten Listenplatz verdrängen zu wollen, ist nicht die feine Art. Momper konterkariert damit auch sein ganzes Auftreten im innerparteilichen Wahlkampf. Das war ganz darauf angelegt, einen geläuterten Momper zu präsentieren, der aus seinen früheren Fehlern gelernt hat. Deshalb hat der frühere Regierende Bürgermeister wochenlang sein Temperament im Zaum gehalten. Er gab sich seriös, oft sogar staatsmännisch, versprach einen kooperativen Stil. Doch sein Deal mit dem Reinickendorfer Oppositionsführer spricht eine andere Sprache.

Nun aber hat Momper selbst Zweifel an seiner Glaubwürdigkeit geweckt. Ein Ausweis für Integrationsfähigkeit ist die Ankündigung seiner Kandidatur jedenfalls nicht. Das alte Bild Mompers, der polarisiert und spaltet: da taucht es wieder auf.

Angesichts der Stimmungslage an der Parteibasis, die sich nach Geschlossenheit sehnt, könnte dieser Fehler Momper bei der Urwahl etliche Stimmen kosten. Ohnehin hatte er sich in den letzten Wochen in einer Außenseiterrolle befunden. Die Funktionärsbasis steht zu ganz weiten Teilen hinter dem ausgleichenden Böger. Mompers einzige Chance war seine Popularität an der Basis. Nachdem er auf der Suche nach einem Listenplatz bereits in Neukölln abgeblitzt war, griff er wohl zu schnell nach dem Reinickendorfer Angebot. Vor lauter Torschlußpanik droht dies jedoch zum Eigentor zu werden. Dorothee Winden

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