Kommentar: Zu Tode demokratisch
■ Bremens Beiräte sind zu wenig attraktiv
Die Menschen nehmen die Belange ihres Stadtteile selber in die Hand und entscheiden Streitfragen unter sich. Das klingt gut. Dennoch weiß jeder, der jemals eine ganz normale Sitzung eines ganz normalen Bremer Ortsbeirats besucht hat: Sex-Appeal hat der Job nur allzu selten. Die Schwierigkeiten der Grünen, Kandidaten für die Beiräte zu finden, sind nur ein Symptom für tiefsitzenden Frust.
Viel Engagement und vor allem Sitzfleisch wird den Kommunalpolitikern abverlangt: Einmal im Monat abends öffentliche Beiratssitzung, Ausschüsse für Bau, Verkehr, Soziales, Kultur und so weiter, einmal pro Woche vormittags Koordinierungsausschuß. Wer kleine Kinder hat, ein eigenes Geschäft oder einen Arbeitgeber, der mit der Freistellung knausert, ist von vorne herein ausgeschlossen. Folglich ballt sich in den Beiräten der Öffentliche Dienst.
Der bürokratische Aufwand ist immens angesichts dessen, was die Beiräte tatsächlich entscheiden und welche geringen Geldsummen sie frei einsetzen dürfen. Daß Senatsressorts die Voten der Beiräte ignorieren, ist gerade unter der großen Koalition Alltag.
Solche Konflikte wird es immer geben, sie entstehen durch unterschiedliche Perspektiven auf die Stadt. Aber wer die Motivation der Kommunalpolitiker heben will, muß wenigstens halbwegs Waffengleichheit herstellen und der Zentrale ein paar Verwaltungsprofis abzwacken, die den Beiräten zur Seite stehen. Harry Körber
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen