Kommentar: Hauen und Stechen
■ Die Bremer Grünen wachen auf
Die Grünen schlagen sich die Köpfe ein. Kaum kursierte der erste Listenvorschlag des Landesvorstands, ging das Hauen und Stechen los. Jetzt folgt die Diskussion um das Wahlprogramm – die Masse der Änderungsvorschläge umfaßt dreimal so viel Papier, wie das Programm. Das ist begrüßenswert, kann aber auch gefährlich sein.
Klar ist das Wahlziel: Die Partei will ab dem 6. Juni mit an die Regierungstöpfe. Das ist mit einem unausgegorenem Wahlprogramm nicht zu schaffen. Darum konnte den Grünen auf ihrer gestrigen Landesmitgliederversammlung kaum etwas besseres passieren, als das Aufbegehren des Fundi-Flügels, um den es doch ziemlich ruhig geworden war. Gleiches gilt für die noch anstehenden Diskussionen am kommenden Wochenende um die endgültige Liste. Auch dabei müssen die Grünen Mut zur Erneuerung beweisen (wir berichteten).
Stellt sich die Frage, wie die Partei diese Gradwanderung ins Rathaus in die Realität umsetzen will? An der Spitzenkandidatin Helga Trüpel sollten Fundis und Realos nicht rütteln. Allerdings sollte die Ex-Senatorin schwer aufpassen, daß sie sich nicht in Listen- und Flügelkämpfen zu sehr aufreibt. Dazu braucht die Spitzenkandidatin jetzt Schützenhilfe von ihrem Landesvorstand. Ob aber ein rein ehrenamtliches Parteiorgan in der Lage ist, dauerhaft Flügelkämpfe und persönliche Interessen einzelner Listenhaie in einen positiven Wahlkampf zu bündeln, darf bezweifelt werden. Jens Tittmann
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