Kommentar: Humanitärer Krieg?
■ Friedensbewegung ist nicht proserbisch
Ein Häuflein Demonstranten, mehr war es nicht als Reaktion auf den ersten militärischen Einsatz deutscher Soldaten nach 1945. Es wird viel nach „der Friedensbewegung“ gefragt, die gerade um Ostern mit anderen Zahlen aufwarten konnte. Aber es ist ein gutes Zeichen, daß „die Friedensbewegung“ jetzt nicht weitermacht als wäre nichts passiert.
Voll waren die öffentlichen Plätze immer dann, wenn es gegen die USA ging. Die meisten Mitstreiter der Friedensbewegung hatten mit der Militärpolitik der sowjetischen Seite weniger Probleme. Daß die früheren ideologischen Parteigänger der russisch-serbischen Allianz im Westen jetzt nicht demonstrieren, deutet auf gewachsene Nachdenklichkeit hin. Es ist kein Zufall, daß Serben und PDS-treue Parteigänger zusammengehen, mit Friedensbewegung hat das nichts zu tun.
Es bleibt die ernste Frage, wo die Grenze zu ziehen ist zwischen „humanitären“ kriegerischen Einsätzen und einer Weltpolizei, die in ihrem Herrschaftsbereich ihre Ordnung durchsetzt. Die Tschetschenen könnten lange auf „humanitäre“ Nato-Hilfe warten. Das zeigt: Es geht weniger ums Prinzip als um die Abgrenzung von Machtbereichen. Das Vokabular, in dem die Rechtfertigung des Kosovo-Einsatzes vorgetragen wird, auch von den Grünen, verhüllt das Problem unter einer moralisierenden Nebeldecke. Klaus Wolschner
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